Alfred Lang

University of Bern, Switzerland

Book Section 1964 (Content, Forword, Abstract)

Über zwei Teilsystem der Persönlichkeit

Beitrag zur Psychologischen Theorie und Diagnostik

1964.01a

@Pers @SciTheo @DiffPsy @EcoPersp

16 / 21KB  Last revised 98.11.01

(Diss. phil., Universität Bern, 1964)

Bern, Huber, 1964 (147 S.)

© 1964 by Verlag Hans Huber Bern

© 1998 by Alfred Lang

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Includes extensive English Abstract


 

INHALTSVERZEICHNIS

 

Vorwort 7

 

Psychodiagnostik und Persönlichkeitstheorie 9

 

Eine dynamische Konzeption der Persönlichkeitsstruktur 17

Die theoretische Psychologie von LEWIN 18

Der Begriff der psychischen Organisation von MEILI 33

Entwurf eines kombinierten Ansatzes 39

Grundannahmen 40

Das psychologische System (pS) 44

Überlegungen zur Genese von pS 46

Primäre Struktur von pS 49

Persönlichkeitskonstruktum Subjekt-Objektsystem Dominanz (SOD) 55

 

Eine experimentelle Untersuchung zum Persönlichkeitskonstrukt SO D 63

Versuche, Variablen und Hypothesen 66

1. Kohs Mosaiktest 67, KI (68), KL (69), KM (69), KE (70)

2. Definieren von Wörtern (Homonyme) 71, HS (72), HZ (73)

3. PGO-Fragebogen (Person-Gegenstand) 74, FP (76), FG (76) 63

4. Vier Bilder (VAN LENNEP) 77, LI (78), BI (80)

5. Stroop Interferenzversuch 82, SL (84), SI (85), SV (85)

6. Somatische Reagibilität 89, EX (93)

7. Stellung in der Geschwisterreihe 93, GR (94)

8. Assoziationsversuch 95, AS (96), AL (97), AU (99), AV (99), AE (100)

9. Rorschachversuch 100, RI, (102), RV (104), RK (I04); F% (106), B% (106), Fb% (106), Hd% (107); RF (108), RB (109), RC (109), RA (110)

 

Ergebnisse: Beurteilung der Hypothesen Faktorenanalyse

Diskussion der Variablen

Schlußbemerkungen

 

Summary

Foreword, Introduction

Part one

Part two

 

Anhang: Versuchsvorlagen und Bewertungsschlüssel [nicht aufgenommen]

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VORWORT

Die ursprüngliche Absicht dieser Arbeit war, Zustandekommen und psychodiagnostische Bedeutung der Bewegungsantworten im Rorschachversuch zu erforschen. Wir legen jetzt der Öffentlichkeit ein erstes Wegstück zu diesem Ziel vor.

Aus wissenschaftstheoretischen Gründen, auf die in der Einleitung und im Abschnitt über LEWIN näher eingegangen wird, bin ich vom methodischen Primat der Theorie in der wissenschaftlichen Erkenntnis überzeugt. Testmerkmale sind nur im Zusammenhang einer Persönlichkeitstheorie sinnvoll in ihrer psychologischen Bedeutung zu begreifen. Bestimmte phänotypisch definierte Merkmale (Bewegungsdeutungen usf.) müssen konditional-genetisch aus ihren Bedingungen erklärt werden. Da uns die Persönlichkeit gestalthaft erscheint und mithin ihre strukturalen und dynamischen Bedingungen einen Systemzusammenhang darstellen, liegt es nahe, auch die Testmerkmale nicht als isolierte Einzelphänomene, sondern als Glieder eines Phänomensystems zu begreifen. Ich versuche also, einen Merkmalsbereich, wie beispielsweise den Komplex der Determinanten einer Rorschachdeutung, aus bestimmten Aspekten einer allgemeinen Persönlichkeitstheorie herzuleiten. Damit wurde das ursprüngliche Ziel der Arbeit zugleich ausgeweitet und eingeengt: eingeengt, weil es nicht möglich war, in einem ersten Vorstoß bereits zur Formulierung eines gültigen Determinanten-Systems zu gelangen; ausgeweitet, weil dargewonnene Ansatz sich weit über den Rahmen der Rorschachdeterminanten hinaus als fruchtbar erweisen dürfte.

So wird denn im ersten Teil der Arbeit eine allgemeine und differentielle Theorie der Persönlichkeit entworfen und ein Konstruktum über das Verhältnis zwischen dem Individuum und der Welt, in der es lebt, vorgeschlagen. Hierbei handelt es sich weniger um eine neue Theorie als um die exaktere und weiterführende Formulierung von Hypothesen, die in Ansätzen von LEWIN und MEILI vorliegen. Diese vorläufige Fassung eines grundlegenden Persönlichkeitskonstruktums ist ohne Zweifel unter zu geringer Berücksichtigung mancher im Prinzip ähnlicher Entwürfe und Programme anderer Autoren entstanden. Es ist notwendig, die skizzierte Systemtheorie in einer späteren Stufe eingehend mit den verschiedenen älteren und neueren Ansätzen zu vergleichen und zu konfrontieren, für welche das Verhältnis der Person zu ihrer Umwelt entscheidend ist: so etwa mit WILLIAM STERNS (1930) Personalistik, mit dem neueren psychoanalytischen Persönlichkeitsmodell (RAPAPORT, 1959), mit den anregenden Ideen von HARVEY, HUNT und SCHRODER (1961), nicht zu reden von den vielfältigen Möglichkeiten, die sich durch Kybernetik und Informationstheorie der begrifflichen Fassung komplexer Systeme wie der Persönlichkeit eröffnen (vgl. etwa MILLER, GALANTER und PRIBRAM, 1960; TOMKINS und MESSICK, 1963).

Es ist jedoch wenig sinnvoll, einen theoretischen Ansatz, der ja dem Fortschritt der Erkenntnis und schließlich der besseren Bewältigung praktischer Probleme dienen soll, bis in alle Einzelheiten spekulativ auszubauen, bevor nicht seine grundsätzliche Anwendbarkeit auf die Erfahrungswelt aufgezeigt ist. Die Theorie wird zwar nicht von der erfahrenen Wirklichkeit abgezogen, aber selbstverständlich auf sie hin orientiert. Deshalb wird vor einer eingehenden Präzisierung und Formalisierung eine empirische Realisation; des unter dem Primat der Theorie hergeleiteten Persönlichkeitskonstruktums angestrebt. Dieser im zweiten Teil der Arbeit dargestellte Versuch ist aus zweierlei Gründen sehr provisorischer Natur. Zunächst ist es die noch beträchtliche Unbestimmtheit der theoretischen Konzeption selbst, die vor ihrer Anwendung auf ein so komplexes und durch Herkömmlichkeiten versteiftes Gebilde wie den Rorschach durch ein mehrfaches Wechselspiel zwischen Theorie und Empirie verbessert werden muß. Dafür sind die einfacheren Verhaltensvariablen, die wir gewählt haben, geeigneter. Zweitens mußte - auch aus ökonomischen Gründen: eine Dissertation muß einmal abgeschlossen werden - manche der Variablen nach zu wenig gründlicher Bereinigung in den Versuchsplan aufgenommen werden.

Am Ende dieses Abschnittes der Arbeit schulde ich Dank vor allem meinem verehrten Lehrer Professor Dr. RICHARD MEILI. Er hat mit seiner ursprünglichen Anregung meinen Interessen entsprochen und ist den vielen Wandlungen des auch für ihn bedeutungsvollen Projektes dennoch bereitwillig gefolgt; bei aller Freiheit, die ich genoß, hat er es auch verstanden, durch manchmal wie beiläufig geäußerte, aber entscheidende Denkanstöße meinen Ideen die Richtung zu weisen.

Für zahlreiche, mehr oder weniger direkt in die Arbeit eingegangene Anregungen möchte ich auch meinem Kollegen im Berner Psychologischen Institut, Dr. WINFRIED LOHR, und meinen Kommilitoninnen und Kommilitonen danken. Meine Frau hat tatkräftig bei der Datenverarbeitung und Manuskriptherstellung mitgeholfen. Ihrer geduldigen Ungeduld sei das Büchlein gewidmet.

Bern, im November 1963 Der Verfasser

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Summary

On two partial systems of personality

A contribution to psychological theory and assessment

Foreword: Besides a short outline of the book arguments are given for how the problem arose from the original purpose to investigate the origin and meaning of the Rorschach Human Movement responses.

Introduction: Personality assessment and theory. There exists an amazing discrepancy between the positive practical value and the preponderant negative scientific validity of the so-called projective methods of personality assessment. The author presumes that the practical success of these methods is founded on a theoretical assumption which the diagnostician makes for the purpose of interpretating the data of each individual case: namely the assumption that the individual personality is a unique, closed, and comparatively simple whole (individual system, p.1lf.). In this systematic context, the diagnostician is able to correct any contradiction arising in the data and to fill in the gaps.

There exists however, as well as this "art of assessment", the postulate of instruments of personality assessment, i.e. measurement devices which allow a test in relation to a specified standard. Two ways of constructing such instruments are described (p. 13-16). In both cases one aims at a valid coordination of testing behavior (T) and behavior in daily life situations (criterium, K) for the purpose of predicting the latter from the former (formula 1.1). These two kinds of concepts are on the phenomenal-behavioral level; on the level of constructs, intervening concepts are introduced between them (formula 1.2). If these constructs are inferred by inductive reasoning from the behavior (ET and EK, i. e. traits), there is always in the coordination of T and K an uncertain remainder. Thus the diagnostic instrument does not arise above the level of rules and exceptions (formula 1.4). If however these intervening concepts are constructed primarily from a general personality theory, and in such a manner that the conditions of the test behavior as well as the conditions of the behavior in daily life are part and parcel of one and the same systematic connection (dynamic structure), then the coordination of T and K has the nature of a law (formula 1.5). In this way it is possible, from the methodical primate of the theory, to build a true diagnostic instrument.

 

Part one: A.dynamic conception of personality structure. The theoretical psychology of KURT LEWIN is presented with special regard to its philosophy of science background (p. I18-33). Psychological laws must refer to the individual life space, a system that is relatively closed, but because of its communication with environment, can be interpreted as a relatively open system (p. 22). LEWINS'S Topology and Hodology are formal systems of constructs which allow the formulation of psychological laws and predictions in the empiric area, if the constructs are properly coordinated to empirical facts (p. 26). From the structure and dynamics of the life space at a given time issue lawfully the structure and dynamics at the next following time (p. 29 and hg. 2.2). Some unsolved problems of the theory are pointed out.

In the following section RICHARD MEILI'S personality psychological approach is reviewed (p. 33-39). Issuing from KOFFKA'S trace theory and PIAGET'S genetic conception, MEILI shows that the psychological organisation is built up under two aspects. The primary experiences of a child are in close connection with his biological needs. They either have a satisfactory or a frustrating effect. In so far the traces are related to the subject, the dynamic structure of them is called subject system. The traces belong to the object system, in so far the experiences refer to facts given comparatively independent of the subject (p. 35f. and fig. 2.3)

The combination of these two theories could lead to an interesting personality psychological construct, in which the more formal model of LEWIN and the more substantial contribution of MEILI are supplementary (p. 39f. )

A reconstruction of the five basic assumptions of the theory follows in a quasi-axiomatic form (p. 40-44). The construct representing personality, which I shall call in the following the psychological system or pS, is conceptualized (1) genetically (differentiation and integration), (2) structurally (topological space), and (3) dynamically (held or system properties). Furthermore the dynamic structure of pS obeys (4) a principle of Prägnanz (certain states of pS are distinguished from others and preferentially realized), as well as (5) a principle of adaptation (the building of pS is adapted to the outer world). The dynamic structure of pS changes following external influences, spontaneous activity from within, and because of reaction to both (p. 44-46).

Consideration of the ontogenesis of pS shows the decisive importance of the interdependency between the individual and the environment (p. 46-49). In a hypothetical reconstruction, the first structure building impressions of the outside world are described (p. 49-54). Each experience constituted as a trace or region in pS is a relatively autonomous element, but at the same time is also in the connection of the whole system a relatively dependent part of the structure. Each region of pS is characterized by its dynamic relationships to both, the core of the system (subject relations, all of which taken as a whole constitute the subject system), as well as to all other regions (environment or object relations, all of which taken as a whole constitute the object system) (fig. 2.4).

If we compare the relative importance of these two types of relations within pS as a whole, i. e. if we compare the balance of the two respective partial systems, we have a formal personality construct which refers to the relation between the individual and his world which he lives in. I shall call it in the following the subject-object system dominance or SOD; SsD means relative dominance of the subject system, relative dominance of the object system is symbolized by OsD (p. 57ff.).

Naturally most of the regions of pS do not belong once for ever either to the subject or the object system. Rather their situation in the system is determined both by habitual moments (constants of personality) as well as by the actual influences of the respective situations. This problem concerning the actual influences however was omitted in the present context.

Paradigmatic cases of the structure of pS in relation to the SOD dimension are to be found in fgs. 2.5 and 2.6. In A and B the subject system and object system are of approximately equal weight. The transition between the two partial systems is abrupt in A and gradual in B. The object system dominates in C and in D the subject system dominates (p. 58-61).

 

Part two: an experimental investigation of the personality construct SOD. In order to measure the above described personality construct of subject-object system dominance, 31 variables in simple experiments of personality assessment were intuitively formulated. The respective tests were administered individually in a sample of 60 male students. The purpose of the investigation was mainly exploratory. A multivariate correlation approach was planned. First of all empirical evidence for the theoretically defined personality construct should be gathered. Secondly the results should allow not only conclusions for the improvement of the theory but also give some bases for the construction of practically applicable methods of personality assessment.

All experiments, variables and hypotheses are collected in table 3.1, each hypothesis accompanied by a summarizing explanation. The text (P. 66-111) iS arranged as follows: Each chapter is given over to an experiment. First, the construction and administration of the test are described. Within each chapter, each variable (symbolized by two capitals) is then treated as follows: Under (a) an operational definition of the variable is given and the statistical features of the measurement specified. Under (b) the hypothesis and considerations of the author as well as literary arguments are to be found. The hypotheses signify that a part of the variance of the variable can be accounted for either by SsD (subject system dominance) or by OsD (object system dominance).

Product-moment correlations were computed between all 31 variables (table 3.3, above diagonal). According to the hypotheses, either a positive or a negative correlation is expected for every pair of variables. The majority of these expectations are confirmed (p. 112-114 and table 3.3, below diagonal). Thus our personality construct SOD has proven reasonable.

In order to obtain nearer information concerning the meaning of the single variables, the correlations between the 31 measures were factor analyzed (p. 116-121). Table 3.4 shows the unrotated principle factor solution which, in table 3.5 has been rotated according to the hypotheses. Factor B' can be identified as representing the SOD dimension. For the remaining factors, tentative post-hoc interpretations are suggested. In addition all variables are discussed and evaluated with regard to the results of the factor analysis (p. 121-127).

Finally several unsolved problems are discussed, in particular the possible relationships of the present research to other personality psychological approaches.

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