| Zur Demokratie-Menschenwürde-These. Menschliches Zusammenleben in den Kulturen ist nicht automatisch; es ist vielmehr eine ständige Aufgabe. Wenn wir, was immer noch das Ziel der meisten Wissenschaften ist, gewisse Regel- oder Gesetzmässigkeiten gefunden zu haben meinen, müssen wir in evolutiven System damit rechnen, dass mit dem evolutiven Wandel der Systeme gerade auch die beschriebenen Regelmässigkeiten sich wandeln, nicht zuletzt auch, weil sie wegen ihrer Erfoschung besser bekannt geworden sind. Die klassische Wissenschaftsstrategie der Extrapolation vom Geschehenen auf Künftiges ist also in evolutiven Sachbereichen wenig klug, wie sehr sie sich in physiko-chemisch-mechanistischen Bereichen bewährt hat. Sie ist merkwürdigerweise über die allen Tieren eigene Strategie der Bildung und Nutzung von Instinkten nicht hinausgekommen: wunderbar, solange die Welt beständig bleibt; untauglich, wenn sie sich ändert. Man muss bedenken, dass die modernen Menschen nicht nur in ihren Köpfen unglaublich hohe Komplexitätsstufen erreicht haben, sondern im evolutiven Wechselspiel damit auch unglaublich komplexe Umwelten herausgebildet haben. Was wir als sozio-kulturelle Erscheinungen zu fassen versuchen ist in kulturellen Strukturen wie Dingen, Bauten, Zeug aller Art, und in Texten aus den verschiedensten Symbolsystemen ebenso reich ausdifferenziert wie die kognitiven (leider viel weniger die emotiven) Formierungen in den Köpfen. Die internen, im traditionellen Wortsinn “psychologischen” und die externen kulturellen Strukturen sind nahezu durchgängig derart gründlich aufeinander angewiesen, dass sie separiert, je für sich kaum oder gar nicht operieren können. Es handelt sich dabei in beiden, bzw. besser im Gesamten eben um evolutive Systeme. Dass die Wissenschaften sich zum Ziel gesetzt haben, auch diese Sachverhalte mit mechanistischen Prinzipien in den Griff zu nehmen, ist eine tragische Verkennung der Wirklichkeit. Die Wissenschaftsdifferenzierung in Fächer führt uns da gänzlich in die Irre. Man bedenke, dass auch die Computerei mechanistischen Prinzipien gehorcht. Computer allein sind dumm; wenn sie ihre Menschen beherrschen, sind sie vervielfacht dumm. Anderseits können sich Menschen mit einem Computer, den sie kennen und klug einsetzen, beträchtlich, fast unerschöpflich erweitern.
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